2001 – 2004: die Findungsphase
Im Herbst 2001 unternahm Reto einen ersten Versuch, mit einigen Leuten seine Lieder umzusetzen. Phil Fichtinger – damals noch "Pipo" Biastoch – war von Anfang an am Bass mit dabei. Das Vorhaben wurde dann jedoch bald wieder auf Eis gelegt; unter anderem, weil der Gitarrist von einer etablierten Band abgeworben wurde. Zuerst nur als Aushilfe, doch dann ist er definitiv abgesprungen. In einem zweiten Anlauf fing er dann im Oktober 2002 zu fünft richtig an, nachdem Reto an einem Konzert Pipo getroffen hatte, der signalisierte, er wäre immer noch zu haben für eine Band. Reto machte sich darauf auf die Suche nach weiteren Musikern und stiess über eine Anzeige auf Matto und Andy, die eigentlich einen "Probensänger" suchten für ihre Band. Probensänger deshalb, weil ihr eigentlicher Sänger in Kanada lebte und nur ab und zu in die Schweiz kommen konnte für Auftritte. Nach ein, zwei Kennenlernproben merkte Reto aber, dass er für diesen Job nicht geeignet war, fragte aber die beiden, ob sie Lust hätten, bei ihm mitzumachen. Sie fanden ein Zweitprojekt ganz reizvoll (dass das auf Dauer Probleme geben würde, war sich der noch frischgebackene Bandleader nicht bewusst) und sagten zu.
So stand DividingLine am 7. Februar 2003 mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang/Synthi in der Grabenhalle St.Gallen auf der Bühne. Zusammen mit Pol aus Uri und Belcafé aus Zürich bestritt die noch junge Band ihren ersten Konzertabend. Doch leider gaben nur kurz nach diesem Auftritt die beiden Gitarristen Matto und Clemi kurz nacheinander den Austritt bekannt und Reto musste jemand Neues finden. Matto vermittelte Bernie Küpfer, der eine Bereicherung war für die
Truppe, mit dem aber leider auch das Üben von neuem losging. Denn Reto hatte weder Noten noch eine Aufnahme von den Liedern, an Hand deren der neue Gitarrist hätte
üben können.
2004 – 2006: erste Aufnahmen
Bereits im Februar 2004 verliessen Andy wie auch Bernie die Band wegen der zu gross werdenden Doppelbelastung mit Fair Haven. Sie wollten sich ganz auf ihr Erstprojekt konzentrieren. Für Reto bedeutete dies, dass er auf einen Schlag die Hälfte von DividingLine ersetzen musste. Zum Glück meldeten sich viel schneller als gedacht etliche Gitarristen. Als Schlagzeuger stiess Dominik Schmid zur Truppe, als Gitarrist der Konservatoriumsabgänger und Gitarrenlehrer Bruno Driutti. Gleichzeitig entschied sich Retos langjähriger Jungschar-, Kletter- und sonstiger Kollege Matthias Stober nach langen Gesprächen, während derer er als "Klagemauer" fungierte, DividingLine als Pianist zu unterstützen. Reto hatte bis dahin Keyboard gespielt und gesungen. Diese Doppelfunktion gab er gerne ab, um sich ganz auf den Gesang und die Performance konzentrieren zu können.
Dann ging es endlich wieder vorwärts. Die Band arbeitete einmal mehr das gesamte bisherige Repertoire auf und übte zudem einige neue Songs ein. Im Februar 2005 waren die Jungs von DividingLine am Metal-Festival Elements of Rock im Stadthofsaal in Uster (ZH) dabei und standen zum ersten Mal auf einer grossen Bühne.
Im August desselben Jahres nahmen sie ihre erste Scheibe auf. Der Grund war nicht zuletzt, weil auf Ende September 2005 Bassist und Gründungsmitglied Pipo die Band verliess, für einen Auslandaufenthalt und das anschliessende Studium in Österreich. Es war ein trauriges Ereignis, diesen treuen Kollegen und begnadeten Musiker ziehen lassen zu müssen. An einer privaten Geburtstagsparty in Münchwilen (TG) im September 2005 hatte Pipo sein Abschiedskonzert. Glücklicherweise fand die Band sofort einen Ersatz: Steffi Meier aus dem Aargauischen, eine motivierte Musikerin, die hervorragend in die Truppe passte. Es folgten Auftritte an verschiedenen Contests sowie weitere Konzerte.
Die Truppe blieb allerdings nur für gut ein Jahr stabil, bis Ende 2006. Reto sagt: "Wir konnten in jenem Jahr einige Male auf der Bühne stehen. Doch im September eröffnete uns Steffi, sie würde die Band wieder verlassen auf Grund diverser belastender Umstände im privaten Bereich. Es traf uns alle sehr; nicht nur, weil wir den schwierig zu besetzenden Posten am Bass ersetzen mussten, sondern auch weil wir damit ein Bandmitglied verloren, das super in die Truppe passte und eine gute Kollegin geworden war."
2007 – 2009: Die zweite Aufnahme – und weitere Wechsel
Bis im Mai des folgenden Jahres fand die Truppe keinen Ersatz für Steffi. Das Internet wurde erfolglos kreuz und quer durchforstet, sämtliche Foren durchkämmt, doch es fand sich niemand. Trotzdem konnte DividingLine einige Auftritte organisieren; Pipo erklärte sich bereit, auszuhelfen, wenn er das Datum früh genug wüsste und sofern er dann auch in der Schweiz sein könne. So unterstützte er beim Auftritt vom 5. Mai 2007 in der Grabenhalle St.Gallen. "Es war zweifach etwas Besonderes", sagt Reto. "In der Halle zu spielen, in der wir unseren allerersten Auftritt gehabt hatten und wieder mit Pipo auf der Bühne zu stehen."
An dieses Konzert kam auch Kathrina Kunz, eine potentielle Bassistin, die das Instrument aber erst seit Anfang 2007 kennenlernte, nachdem sie bis dahin das Tenor-Saxophon quälte. Sie war vom Auftritt begeistert und die Band deshalb um so mehr gespannt auf die anstehende Kennenlernprobe. Dort hat sie einwandfrei überzeugt mit ihrer Motivation, die sie soweit trieb, Pipos abartiges Gezupfe auswendig zu lernen. "Sie präsentierte uns die Basslinie derart gut, dass uns Hören und Sehen verging. Da sie uns überzeugte und es für sie ebenfalls stimmte, war sie von da an offiziell die neue Bassistin von DividingLine. Nun ging es ans Üben des Repertoires, denn es standen bereits drei weitere Konzerte an. Für das erste am Züri-Fäscht 2007 half allerdings noch einmal Steffi aus, was uns sehr freute." Danach würde dann Kathrina auf der Bühne stehen.
Und natürlich, es scheint bei DividingLine zur Regel zu werden: nur keine Konstanz! Noch während des Einarbeitens von Kathy eröffnet Domi, dass er die Band verlassen wolle. "Es traf uns nicht völlig unerwartet, er hatte einige Monaten zuvor bereits Andeutungen gemacht", sagt Reto. "Ich wollte es wohl nicht so wahrhaben ... Unterdessen probten wir in Wallisellen, was für die Bandmitglieder wegtechnisch ein Kompromiss darstellte, aber nichtsdestotrotz für die meisten etwa eine Stunde Anfahrtsweg verursachte. Nicht nur deshalb, sondern auch, weil er sich musikalisch verändern wollte, beschloss Domi, auszusteigen. – Einmal mehr quälte mich die Frage: Wieso läuft es bei uns nie gradlinig?! Es gibt Formationen, die bestehen jahrelang, ohne Wechsel. Die können Alben aufnehmen, die können neue Stücke proben und anständig auf Tour gehen! Wieso wir nicht? – Zusammen mit der zu dieser Zeit enormen Auslastung durch mein Psychologiestudium hätte ich das Ganze fast hingeschmissen. Zumindest hatte es zur Folge, dass ich nur das Nötigste (oder nicht einmal mehr das) für die Band aufwendete; alle Energie wurde durch die Vorbereitungen für die Diplomprüfungen absorbiert, so dass auch die Motivation der Truppe darunter zu leiden begann."
In dieser happigen Zeit übernahm zum Glück vor allem Matthias das Szepter und führte mit der Band die Produktion von "Vanitas" erfolgreich zu Ende. Das Projekt hatte sich schon über ein Jahr hingezogen und war überfällig, zumal die Motivation allerorts nachzulassen begann. Da die Truppe die Scheibe am Elements of Rock im Mai 2009 offiziell präsentieren wollte, verlieh diese Deadline den nötigen Druck – den am Ende jedoch vor allem Matthias selber abbekam, der Stunden in die Konzeption und Fertigstellung des CD-Artworks investierte. Zumindest was das Design angeht, ist "Vanitas" ein absolutes Meisterwerk. Musikalisch merkt man wohl, dass sich die Aufnahmen in die Länge gezogen hatten und zu wenig Motivation aufgebracht wurde, das Werk zu perfektionieren. Ein Ansporn, es beim nächsten Mal besser zu machen ...
Nach der erneuten Drummer-Such-Aktion stiess der erfahrene Schlagzeuger Peach Lüthy zur Band, der auch gleich die meisten Songs auf "Vanitas" gradlinig und effizient einspielte. Auch mit einem Drummer-Wechsel verändert sich das Klangbild unweigerlich, und so brauchte es Zeit, sich wieder zu finden. Vor allem bei den neuen Songs konnte Peach dann seine eigene Art und Ideen einbringen.
DividingLine hatte durchschnittlich jedes Jahr einen Besetzungswechsel. Um der Statistik gerecht zu werden, verkündete Bruno Mitte 2009 etwas kleinlaut, er gedenke auf Ende Jahr als Gitarrist aufzuhören. Er wollte nach fünf Jahren Einsatz neue musikalische Wege gehen, weg von den verzerrten Metal-Klängen. Reto: "Da mich die Vergangenheit Geduld und auch Zuversicht gelehrt hatte, nahm ich die Tatsache so gut es ging stoisch entgegen und versuchte Brunos Gewissen zu beruhigen. Wir hätten ja noch ein halbes Jahr, um jemand neues zu finden."
2010 – 2015: die dritte Aufnahme – und das Ende zeichnet sich ab
Unglaublicherweise geschah dies derart zügig, dass der Bandleader kaum zum Lamentieren kam: Auf ein Online-Inserat meldete sich, kaum war es aufgeschaltet, eine Gitarristin aus dem Raum Zürich: Anina Keller. Sie hatte früher mit Steffi zusammen bei Ladies' Room musiziert, seit längerem nun aber keine Band mehr gehabt. Ursprünglich hatte sie das Konservatorium absolviert, ist heute aber nicht mehr als Musikerin berufstätig. Für die Kennenlernprobe übte sie vier Songs ein, die sie schon praktisch auswendig präsentierte. Begeistert nahm die Truppe Anina auf und übte speditiv das Repertoire.
"Kaum war dies geschehen, meldete sich Steffi bei mir", sagt der Bandleader. "Der Grund war, dass ich ihr gegenüber mal erwähnt hatte, die Zukunft mit Kathy wäre etwas unsicher – wozu verschiedene Punkte beitrugen. Auch, dass Kathy neben ihrem Studium in mehreren Formationen relativ stark musikalisch engagiert war. Nachdem wir uns entschieden hatten, mit beiden Bassistinen weiterzumachen, die sich nach Bedarf abwechseln könnten, erleichterte das Kathy schliesslich den Ausstieg aus der Band. Das war zwar schade, doch immerhin blieben wir komplett. Es folgten noch einige Konzerte, darunter zwei Auftritte in Donaueschingen (D), wo wir immer sehr herzlich aufgenommen worden sind.
Doch Ermüdung machte sich bemerkbar. 2012 hatten wir nur noch wenige Konzerte, 2013 waren es noch weniger. Es zeichnete sich das Ende ab, was ich aber nicht sehen wollte. Die Motivation bei verschiedenen Bandmitgliedern liess nach und man steckte sich wohl auch gegenseitig damit an. Ich fand es frustrierend, dass man so viel Zeit und Geld investieren muss und verhältnismässig wenig rauskommt. Bei jedem Auftritt erhielten wir zwar sehr positive Rückmeldungen, die zeigten, dass wir auf einem guten, spannenden musikalischen Weg waren. Dennoch wurde ich zusehends müder. Zudem hätte ich abermals zwei Musiker ersetzen müssen: Matthias und Peach. Ich wartete so lange unentschlossen und unmotiviert, bis auch Steffi genug hatte. Zudem würde ich bald Vater werden, was ebenfalls eine Verschiebung der Prioritäten und Energie bedeuten würde. All das half mir dann bei der endgültigen Entscheidung, die Band aufzulösen.
Im Frühling 2015 gaben wir noch zwei Abschiedskonzerte, wobei wir jenes in der Met Bar Lenzburg als Erinnerung aufnahmen. Natürlich ist es schade, ein so langjähriges Projekt zu begraben. Es sind meine Lieder, es sind Freundschaften. Dennoch denke ich, der Schritt war gut und passend. Seither mache ich sporadisch weiter Musik, eher Projektmässig. Schwerpunktmässig beanstpruchen meine Tätigkeit als Berufsberater, die Familienarbeit und kirchliche Freiwilligenarbeit den grössten Teil meiner Zeit und Energie."